Verein für Heimatkunde Merzig e.V.
  

Foto der Woche vom 25.03.2024

Entschärfung einer 20-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg in Besseringen/Ponterberg (Oktober 1981)

Die Bombe wurde bei Ausgrabungsarbeiten am Stauwerk Mettlach gefunden und wurde während des Krieges zur Zerstörung der Brücke oder des Stauwerks abgeworfen. Da man die völlig verdreckte Bombe zunächst für einen Sack hielt, verlud man sie auf einen Laster und transportiere sie zur Deponie für die anfallenden Schlamm- und Erdmassen aus dem Saarausbau, auf den Ponterberg bei Besseringen. Erst dort stellt ein Raupenfahrer fest, dass es sich um eine gefährliche Bombe handelt. Laut Aussage der Delaborierer Horst Pohl und Toni Werle war es nur dem Glück zu verdanken, dass die mit 400kg Sprengstoff gefüllte Bombe nicht schon auf dem Transportweg detoniert ist, zudem sei die Größe des Sprengkörpers für die Region eher selten. Die Entschärfung dauerte eine Stunde, währenddessen war die B51 zwischen Mettlach und Besseringen voll gesperrt. 
Foto: Detlef Welsch

Foto der Woche vom 18.03.2024

 

Merziger Terracotta-Fabrik Villeroy & Boch (ca. 1920er Jahre, Postkarte)


Das gesamte Gelände der späteren Fliesenfabrik wird in der größten städtebaulichen Maßnahme in der Geschichte der Kreisstadt Merzig umgestaltet. Nachdem das Werk 2023 geschlossen wurde und auch die Logistik bis Ende 2024 ausgelagert wird, sollen auf dem Areal Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten entstehen und der bislang unter der Fabrik eingepferchte Seffersbach wieder ans Tageslich geholt werden.


Foto der Woche vom 11.03.2024

Umbauskizze für den Eingangsbereich des Modehaus Ronellenfitsch (um 1956)


 

Dieser Umbau im im Kontext folgender Entwicklung zu verstehen: Ab den 1950ern sind in Europa tief ins Gebäude hineinragenden Eingangszonen modern gewordenen, mit ihren charakteristischen Schaufenstern, die in den öffentlichen Bereich erweitern und den Kunden trichterförmig in den Laden führen. Durch den tiefliegenden Eingang konnte man auch bei geringerer Fassadenlänge die Schaufensterfläche deutlich erhöhen und seine Waren somit effektiver präsentieren. Der Eingangsbereich bot auch Schutz bei Regen, die damit erhöhte Aufenthaltsdauer war beabsichtigt. Ähnliche "Eingangs-Passagen" gibt es heute noch bei Bock & Seip und Leder Roer. Der Eingangsbereich von Ronellenfitsch wurde Mitte der 1990er Jahre komplett umgestaltet und schließt heute mit dem öffentlichen Bereich bündig ab.

 



Foto der Woche vom 04.03.2024

Nähschule Hilbringen (1926)

1921 wurde auf der Grundlage einer privaten Stiftung durch Schwestern des "Ordens vom heiligen Geist" ein kleines Kloster in einem Bauernhaus in Hilbringen gegründet. Die Ordensschwestern in Hilbringen machten es sich unter anderem zur Aufgaben, Nähkenntnisse an Mädchen und Frauen zu vermitteln. Dazu betrieben Sie eine Nähschule in der Pfarrei Hilbringen, die bis in die 1970er Jahre bestand hatte. Eine Aufarbeitung der Hilbringer Klostergeschichte liefert Arthur Fontaine in seinem Buch "Kloster und Altenheim St. Elisabeth Hilbringen: Ein Kapitel der Ortsgeschichte" (Hier bestellen!)
Foto gemeinfrei nach §76 Abs. 3 UrHG

Foto der Woche vom 26.02.2024


Kneipp-Anlage mit Sitzgruppe am Ende der Fellenbergstraße (September 1985)


Aus "Neues aus Merzig" vom 25.09.1985:

 "Die Kneipp-Anlage in Merzig am Fellenberghain ist um ein Armtauchbecken erweitert worden. Vielen Merzigern und erst recht den Besuchern von auswärts wird es vielleicht sogar noch unbekannt sein, dass es am Ende der Fellenbergstraße in Merzig überhaupt eine Kneippanlage gibt. Im April/Mai 1983 baute der städtische Bauhof in der Nähe der Fellenbergstraße ein altes Wasserbecken, das während des letzten Krieges als Entnahmestelle für Löschwasser angelegt wurde, in  eine Kneippanlage um. Ein kleiner Bachlauf versorgte das Wassertretbecken mit frischem, kühlen Nass."


Das heute vollkommen zugewucherte Becken war bereits am 25.09.2023 unser Bild der Woche. Dank der Zusendung unseres Vereinsmitglieds Franz Josef Körner ist das Rätsel um das Becken nun gelöst.

Foto wurde Nachcoloriert

Foto der Woche vom 19.02.2024

Ehemalige Lederwaren- und Treibriemenfabrik Thees kurz vor dem Abriss (1980)


Die Lederwaren- und Treibriemenfabrik Thees ging auf die Wollfabrik H. & J. Gusenburger zurück, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Merzig angesiedelt wurde. Dort wurden Wollgarne hergestellt. Der Betrieb nutze Wasserkraft des nahegelegenen Seffersbachs zum Betrieb der Maschinen. Nachdem die Wollfabrik ihren Betrieb einstellte, kaufte der Industrielle Johann Thees die Gebäude im Jahre 1910 für seine Lederwaren- und Treibriemenfabrik. Zuvor war Thees' Betrieb auf Lederwaren spezialisiert und produzierte ab 1873 in der Poststraße 68. Ab 1883 wurden auch Treibriemen produziert. Mit dem Niedergang des Ledergewerbes und dem Ersatz von Ledertreibriemen durch Produkte aus Kautschuk schloss auch diese Fabrik ihre Pforten. Die leerstehenden Gebäude wurden im Januar 1981 abgerissen (siehe Foto der Woche vom 24.02.2022). Heute befindet sich dort das Powei-Parkdeck.

 

Foto: W. Porz (SZ 14.05.80)/Bürgerarchiv Merzig

Foto der Woche vom 12.02.2024

Merziger Kirchplatz (um 1985)


Anlässlich der Neugestaltung Kirchplatz/Ecke Poststraße lobt der Heimatkundler und ehemalige Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde Merzig e.V. Wolfgang Orth (✝ 2013) den Kirchplatz in einem Artikel in "Neues aus Merzig" als anschauliches Beispiel für die Erhaltung eines historisch gewachsenen Orts- und Straßenbilds. Dem Platz kam damals aufgrund der dortigen LIDL-Marktes eine erheblich höhere Bedeutung für die tägliche Versorgung zu als heute. Mittlerweile ist der historische Kirchplatz gesäumt von Gastronomie sowie Geschäften des periodischen Bedarfs. Von seinem Charme hat er dabei jedoch wenig eingebüßt. 

Foto der Woche vom 05.02.2024

Hotel-Restaurant "Haus Wilhelm" Schwemlingen/Saar (Postkarte, ca. 1960er/1970er Jahre)


Das Hotel-Restaurant war später als "Schwemlinger Hof" bekannt und wurde zuletzt von Alois und Gabriele Wagner betrieben. Das Traditionslokal schloss während der Corona-Pandemie 2021 seine Pforten. Im Juli 2022 eröffnete an gleicher Stelle eine Pizzeria.


Foto der Woche vom 29.01.2024

Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Merzig anlässlich des 50-Jahrestags der Rückgliederung des Saarlands, Abfahrt des Zugs Richtung Saarbrücken (01.01.2007)


Wie seinerzeit Kanzler Konrad Adenauer reiste Angela Merkel mit dem Zug durch das Saarland. Während Adenauer in Merzig aber nur kurz anhielt und nicht ausstieg, ließ sich Angela Merkel ein "Shake-Hands" mit Bürgermeister und Landrätin nicht nehmen. Empfangen wurde Sie vor dem Bahnhof Merzig stilecht mit Musikverein und Trachtenzug. Der Besuch in Merzig dauerte von 13:30 (Ankunft Zug) bis 15:15 (Abfahrt Zug).

 Foto der Woche vom 22.01.2024

Das Anwesen Reeps & Deuster mit einem damals dort befindlichen Modegeschäft (1977)


Der Kaufmann Martin Joachim Christian Reeps (1860-1941) stammte aus Malchow im Süden des heutigen Mecklenburg-Vorpommerns. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Deuster aus Merzig eröffnete er um die Jahrhundertwende in der Poststraße ein für die damalige Zeit großes Kaufhaus. Dies führte Martin Reeps zu einem gewissen Wohlstand, denn 1921 besaß er bereits einen privaten Fernsprecher sowie einen Fernsprecher im Kaufhaus, was zur damaligen Zeit noch lange nicht die Regel war. 
Nach der Schließung des Kaufhauses wurde das Gebäude häufig umgenutzt (so fand dort unter anderem die Marienapotheke eine neue Bleibe, nachdem das Spitälchen abgerissen wurde) und der Zustand verschlechterte sich zusehends. Neben dem hier abgebildeten Modegeschäft befand sich beispielsweise in den 1990ern Jahren auch eine Eisdiele in dem damals neu renovierten Gebäude, auch ein Optiker befand ich dort. Seit 2004 ist das denkmalgeschützte Gebäude nun der Stammsitz der Buchhandlung Rote Zora. Das rückseitig angebaute Gebäude (vermutlich aus den 1950er Jahren) wurde abgerissen und durch einen schmalen und modernen Beton-Glas-Eingang ersetzt.

Foto der Woche vom 15.01.2024

Eisenbahnunterführung Lothringer Straße, im Hintergrund die Kreissparkasse - Fahrzeug der Wehrmacht im evakuierten Merzig während eines Hochwassers (Oktober 1939)

Die 1916 erbaute Unterführung wird am dem heutigen Montag, den 15.01.2024, nach einer Nutzungsdauer von knapp 108 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand geschickt. Über diese Brücke fuhren Millionen von Zügen, mit Kohle und Stahl, später Fahrzeugen von Ford oder anderen Gütern. Passagierzüge mit Millionen von Menschen passierten die Brücke, darunter Bundeskanzler, Bundespräsidenten und andere Personen des öffentlichen Lebens.
Für Merzig bedeutet die Sperrung sicher einiges an Beeinträchtigungen, doch sollten wir uns stets daran erinnern, dass 108 Jahre für eine Brücke eine sehr lange Zeit sind und wir dankbar sein können, dass diese Unterführung solange tragfähig geblieben ist - das ist keine Selbstverständlichkeit. Knapp ein Jahr werden die Bauarbeiten dauern und dann haben wir vielleicht weitere 108 Jahre eine stabile Unterführung.


Foto der Woche vom 07.01.2024

Kreuzbergkapelle im Winter (1976)

 

Aus der Quellensammlung:

 

Die Kreuzbergkapelle wurde 1859 von der Familie Johann Bock gestiftet. Sie ist ein schlichter Bau mit Dachreiter. Der Altar mit der Kreuzigungsgruppe wurde von dem Regensburger Stukkateurmeister Korbinian Haslinger in der „nur mehr selten geübten Antragetechnik“ gestaltet. Zuvor klagte Pastor Arns: ,,Die St. Josephskapelle und mehr noch das heilig Kreuz bedürfen namhafter Reparaturen." Er hatte dem Trierer Generalvikariat den Plan vorgelegt, auf dem Kreuzberg eine neue Kapelle zu bauen, und zwar solle sie auf dessen „die ganze Stadt Merzig beherrschenden Orte" errichtet werden, also vor dem alten Steinkreuz. So konnte die neue Kapelle an das Kreuz angelehnt werden, und man konnte den Rundblick über die Stadt und den Saargau schaffen, der bis heute alle Besucher erfreut. Arns hatte in den Eheleuten Michel Ort und Anna geb. Bock die notwendigen Stifter gefunden.
Bereits am 22. August 1859 wurde der Schenkungsakt zwischen den Erbauern der Kapelle und Pastor Arns geschlossen. Die neue Kapelle erhielt den Namen „Heilig-Kreuz-Kapelle". Dieser Name wurde bewusst gewählt, er betont, dass die Kapelle sich an das Steinkreuz (Missionskreuz aus dem Jahr 1712) lehnt, nicht umgekehrt: „Im Kreuz ist Heil, nicht in der Kapelle.“ Pfarrer Arns berichtete, eine ähnliche Wallfahrt wie die zur Josefskapelle, habe es bereits seit vielen Jahren an Karfreitag zum sogenannten Heiligen Kreuz gegeben.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kapelle mehrfach beschädigt, 1948 wurde sie umfangreich wiederaufgebaut. Die Merziger brachten trotz der Not der Nachkriegszeit die notwendigen Mittel durch Spenden auf. Einzelne Arbeiten wurden von Handwerkern unentgeltlich ausgeführt.

 



Foto der Woche vom 01.01.2024

SPD-Broschüre zu den Kommunalwahlen 1974 im Zeichen der Gebietsreform (Bürgerarchiv Merzig, Schenkung Siebenborn)

Das Jahr 2024 steht beim Verein für Heimatkunde Merzig e.V. im Zeichen der Reform vor 50 Jahren.