Verein für Heimatkunde Merzig e.V.
  

Schutzräume in der Kreisstadt Merzig

Anfang der 1960er Jahre begann man im Saarland Schutzräume für die Zivilbevölkerung zu bauen. Hintergrund waren Befürchtungen einer Eskalation des "kalten Krieges" - vor allem nach der Kuba-Krise 1962. Auch im Falle eines Angriffs mit atomaren Waffen oder chemischen Waffen sollten die Schutzräume eine Art Grundschutz für die saarländische Zivilbevölkerung bilden, vor allem vor Trümmern, Flächenbränden und dem radioaktiven Fallout. Im Saarland konnte man beim Schutzraumbau vielerorts auf bereits von der Wehrmacht angelegte Bunker und Stollen zurückgreifen, wodurch man kosten sparen konnte. Es wurden jedoch auch komplett neue Schutzräume errichtet, die häufig in andere Bauprojekte integriert wurden. Beispiele hierfür sind Schulen, Rathäuser und Tiefgaragen. Für den Bau dieser Mehrzweckanlagen (MZA) standen finanzielle Mittel des Bundes zur Verfügung.

Im Jahr 2007 entschieden die Bundesländer, das Schutzräumkonzept auslaufen zu lassen, da die Schutzräume angesichts der weiterentwickelten Waffentechnik nicht mehr geeignet waren. Nur wenige Schutzräume sind bis heute in Betrieb und sind dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (bbk) unterstellt.


Im Saarland gibt es  laut dem saarländischen Innenministerium noch 51 aktive Schutzräume für insgesamt 42.428 Menschen, davon jedoch alleine 29.468 Schutzplätze in Saarbrücken.


In der Kreisstadt Merzig gab es laut BBK folgende Zivilschutzanlagen, die alle entwidmet wurden:


Standort/Adresse

Bautyp

Anzahl der Schutzplätze

Finanzamt Merzig, Am Gaswerk 9

MZA Tiefgarage

239 Plätze

Landratsamt, Bahnhofstraße 44

Schutzraum

133 Plätze

Neues Rathaus, Brauerstraße 5

MZA Tiefgarage

800 Plätze

Firma LKU, Dörrmühle 5

MZA Tiefgarage

340 Plätze

Volkshochschule, Gutenbergstraße 14

Schutzraum

299 Plätze

Action-Markt, Hochwaldstraße 62

MZA Tiefgarage

1230 Plätze

BBZ Merzig, Von-Boch-Straße 73

Schulschutzraum (Neubau)

400 Plätze

GemS Merzig, Von-Boch-Straße 75

Schulschutzraum (ehm. Stollen)

336 Plätze

Schule zum Broch, Zum Broch 3

Schulschutzraum

100 Plätze



Gesamt: 3877 Plätze


Die Schutzräume Landratsamt, Neues Rathaus und Finanzamt waren vor allen Dingen für Verwaltungsangestellte vorgesehen, die Schutzräume VHS, BBZ, GemS und Zum Broch für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte, LKU und Action-Markt für Zivilisten. Alle Schutzräume der Kreisstadt Merzig sind seit Mitte der 2000er Jahre entwidmet, auch wenn Überlegungen bestanden, sie wegen der Nähe zum Kernkraftwerk Cattenom weiter zu betreiben. Für die MZA Tiefgarage "Neues Rathaus" wurde schließlich noch Ende der 1990er Jahre bei der Erweiterung des neuen Rathauses eine neue Beton-Schutzräumtür angeschafft. 


Wer genau hinschaut, kann in den Parkhäusern Hochwaldstraße und Neues Rathaus überall noch Details erkennen, die auf ihre Eigenschaft als Zivilschutzraum hinweisen:


MZA Tiefgarage Hochwaldstraße (unter Action-Markt)

  • Hinweis an einer Außenwand
  • Messgerät für den Überdruck
  • Belüftungsanlage
  • Belüftungsanlage
  • Sichfenster in die Gasschleuse
  • Schutzraumtür
  • Belüftung
  • Außenluftventil
  • Belüftungsanlage
  • Sperrschieber
  • Schutzluftanlage


MZA Tiefgarage Brauerstraße (unter neuem Rathaus/Rathausinnenhof)

  • Alte Betontür (Einfahrt Friedrichstraße)
  • Wasserrohr
  • Hinweisschild für den Standort einer Notküche
  • Handwasserpumpe
  • Neue Betontür (Einfahrt Brauerstraße)
  • Die Türen mussten verbarrikadiert werden
  • Überdurckventil
  • Abluftventil
  • Verriegelung der Schleusentür
  • Belüftungsanlage



Quellen: BBK, https://www.geschichtsspuren.de/

Fotos: M. Lang