Verein für Heimatkunde Merzig e.V.
  

Zum sechzigsten Todestag des Heimatforschers Dr. Anton Jacob aus Mondorf

von Lothar Bauer/Silwingen

Am 14. Januar 1963, vor 60 Jahren, starb der Heimatforscher Dr. Anton Jacob aus Mondorf

Kindheit, Ausbildung und Kriegsjahre


Geboren wurde Anton Jacob am 12. Februar 1891 in Mondorf (Kreis Merzig) als Sohn von Nikolaus Jacob, Landwirt und Margaretha Streit, die in Mondorf einen landwirtschaftlichen Betrieb führten. Er besuchte vom 6 bis zum 14 Lebensjahr die Volksschule in seinem Heimatdorf.

Nach Beendigung der Schule im Jahre 1905 arbeitete er bis etwa 1914 im bäuerlichen Betrieb seiner Eltern. Es war vorgesehen das er den elterlichen Hof übernehmen sollte, da seine beiden Brüder sich den geistigen Studien zugewandt und das Priesteramt übernommen hatten. Aber Anton Jacob fühlte sich schon immer mehr dem Lesen und dem Studium verbunden und war sah sich nicht als Bauer. Mit 20 Jahren begann er, sich mit privaten Studien für die Aufnahme an das St. Wendeler Arnold-Jansen-Gymnasium, das der Styler Mission zugehörig war, vorzubereiten.

Im Kriegsjahr 1914/15 wurde Anton Ja¬cob in die dortige Unterprima aufgenommen und schaffte mühelos in einem Jahr die Oberprimareife. So gelang ihm auch das damals übliche Notabitur, woraufhin er für den Kriegsdienst eingezogen wurde. An der Westfront war er von 1915 bis zum Ende des Krieges 1918 als Sanitätsoffizier in einem Eisenbahnregiment tätig. Während seiner dortigen Dienstzeit zog er sich ein schweres Hautleiden zu, welches ihn sein ganzes restliches Leben beeinträchtige und welches seine berufliche Laufbahn später in andere Wege lenkte als geplant.

Studium und erste heimatkundliche Tätigkeit

Nach dem Krieg beschloss Anton Jacob ein Hochschulstudium anzugehen und schrieb sich zum Sommersemester 1919 in den Fächern Philosophie und Theologie an der Universität Bonn ein. Dieses Studium musste er aber bereits im Folgejahr er aber aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Er wechselte im nachfolgenden Sommersemester 1920 an die Universität Würzburg. Dort promovierte er am 24. Juli 1922 im Fach Philosophie mit seiner Arbeit "Ludwig Gurlitts Erziehungsgrundsätze im Lichte ihrer weltanschaulichen und kulturphilosophischen Voraussetzungen". Sein Thema könnte ein Hinweis darauf sein, dass Anton Jacob zunächst den den Beruf des Gymnasiallehrers anstrebte, dieser blieb ihm aber verwehrt. Schließlich fand er am „Institut für geschichtliche Landeskunde“ in Wien eine erste Anstellung.

Im Verlauf seiner dortigen Forschungstätigkeit stieß er auf Auswandererlisten aus dem 18. Jahrhundert, von denen sich einige auch in unserem Raum niedergelassen hatten. Als erster regionaler Heimatforscher erschloss Anton Jacob diesen Forschungszweig und machte die gut erhaltenen Daten in Wien für weitere Arbeiten zugänglich.


Leider verschlechterte sich sein kriegsbedingtes Hautleiden durch eine ständige Entzündung des Gesichts, die auch zunehmend seine Aussprache beeinträchtige, sodass er die Stelle in Wien schließlich aufgeben musste. Er kehrte 1924/25 wieder in sein Elternhaus nach Mondorf zurück und lebte dort zusammen mit seiner Schwester und seinem Schwager Peter Hoffman, der sich um den dortigen Bauernbetrieb kümmerte. Er nahm Zeit seines Lebens keine dauerhafte Anstellung mehr an und lebte und arbeitet fortan als zurückgezogener Privatgelehrter und freier Schriftsteller.

Werk und Wirken Anton Jacobs


Seine erste Anstellung im „Institut für geschichtliche Landeskunde“ in Wien ist mit Sicherheit ein Beleg dafür, dass Anton Jacob sich zum Forschungszweig der Landeskunde hingezogen fühlte. Was lag also näher, als sich nach seiner Rückkehr nach Mondorf der Geschichte seiner Heimat zu zuwenden. Dazu gehörte für Anton Jacob auch der Lothringer Rau, denn sein Vater stammte aus Lothringen und dadurch fühlte er sich dieser Region auch besonders verbunden. Außerdem war und ist in vielen lothringischen und französischen Archiven einiges auch aus unser Heimatregion zu entdecken.

Anton Jacob kann im Gegensatz zu den anderen Merziger Heimatforschern, wie von Briesen oder Kell nicht mit einer umfangreichen Publikation über unsere Region aufwarten. Einzig der Siersburg widmete er 1958 eine einzelne Schrift „Siersburg im Wandel der Jahrhunderte“. Vielmehr konzentrierte er sich bei seinen Forschungen auf die Erschließung zahlreicher noch unerforschter Akten und Urkunden, die er immer wieder bei seinen zahlreichen Besuchen der Archive in Koblenz, Trier, Metz, Nancy und Paris zu Tage förderte. 

Zugute kam ihm dabei natürlich die Beherrschung der französischen Sprache und auch seine Lateinkenntnisse. In einer Reihe von Aufsätzen und Artikeln in lokalen Zeitungen und regionalen Zeitschriften legte er seine Forschungen nieder. Die genaue Zahl seiner Artikel ist indes nicht bekannt. Gleich wohl fanden Jacobs Arbeiten anerkennende Aufmerksamkeit bei so namhaften Gelehrten wie Max Braubach, Edith Ennen, Günter Franz und Franz Steinbach.

Laien-Heimatforschern wurden die Arbeiten von Jacob Anton zum Vorbild einer exakten, zuverlässigen, weil wissenschaftlich fundierten Arbeitsweise. Darüber hinaus wies er ihnen die Richtung einer Geschichtsbetrachtung, die sich den wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen als bewegenden Kräften historischen Geschehens zuwandte. Gleich im ersten Band des „Jahrbuchs des Vereins für Heimatkunde im Kreise Merzig“ im Jahr 1928 war Anton Jacob mit einen Beitrag über "Die wirtschaftlichen Verhältnisse des Saargaues zu Beginn der französischen Revolution“ vertreten.  Seine Arbeit "Der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen für den unteren Saargau" (3. Jahrbuch 1934) führt der Historiker Günther Franz in den Anmerkungen seines Buches "Der Dreißigjährige Krieg und das deutsche Volk" (2. Aufl. 1943) als Quelle an. Starke Beachtung brachte ihm ferner seine umfangreiche Untersuchung über "Die Hexenprozesse in Merzig und Umgebung. Ein Beitrag zur Kultur- und Sittengeschichte des Saarlandes" ein (2. Jahrbuch 1930).

Heimatkundliches Engagement

1954 wurde er zum Nachfolger Johann Heinrich Kells als 1. Vorsitzender des „Vereins für Heimatkunde im Kreis Merzig-Wadern“ gewählt, dem er insgesamt vier Jahrzehnte angehörte und als die Seele des Vereins bekannt war. Berufungen in den Vorstand des „Historischen Vereins für die Saargegend“ und die „Kommission für saarländische Geschichte und Volksforschung“ 1952 gingen dem voraus.


Aber auch über die Grenzen des Saarlandes hinaus gingen seine Kontakte und Zugehörigkeiten. In Trierer Vereinen sowie dem „Institut für geschichtliche Landeskunde des Rheinlandes“ in Bonn war Anton Jacob tätig. Am 1. Mai 1960 wurde ihm während der Wappenverleihung seines Heimatdorfs Mondorf durch Ministerpräsident Röder eine besondere Ehrung zu teil, als er die Ehrenurkunde seiner Heimatortes überreicht bekam.

Am 25. September 1962 kam es im Rahmen des Altentages in Mondorf zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande durch Landrat Linicus. Posthum erfuhr Anton Jacob weitere Ehrungen, wie durch die Benennung einer Straße im Neubaugebiet von Mondorf und dem Anbringen einer Plakette an der Natursteinmauer des neuen Mondorfer Dorfplatzes 1992, der unterhalb seines ehemaligen Elternhauses liegt, welches dort bis 1971 stand.

Vergessen scheint heute der bescheidene Mann der viel für die Erforschung der Vergangenheit unserer Heimat getan hat. 1981, zu seinem 90. Geburtstag gab es noch eine öffentliche Würdigung des Heimatforschers, doch schon sein 100. Geburtstag ging schon ohne jegliche Erwähnung vorüber, wie die Saarbrücker Zeitung am 23.07.1991 berichtete. Aber im Mondorfer Heimatbuch „Mòòndroff freier - Mondorf haut“, das 2009 von Hermann Schmitz herausgegeben wurde, findet man einen Artikel über den Mondorfer Heimatforscher. Auch die dort erwähnte Mondorfer Chronik geht auf Anton Jacob zurück. 

Sein Nachlass befindet sich Kreisheimatarchiv Museum Schloss Fellenberg in Merzig. Es handelt sich dabei um fertige Text, Textfragmente und Entwürfe, von denen noch viele unveröffentlicht sind, meist handschriftlich und mit Bleistift ausgeführt, abgeheftet in etlichen Ordner. Eine wahre Fülle an Informationen für den heutigen Heimatforscher.


Im Lauf der Zeit konnten mehr als 170 Artikel von Anton Jacob in den verschiedensten Publikationen ermittelt werden. Wie viele es aber insgesamt sind werden wir wohl nie erfahren.


Quellen:

• „Saarländische Bibliographie“
• „Materialien zur Begriffsgeschichte: Eine Bibliographie Deutscher Hochschulschriften von 1900 bis 1955“ von Hans Flasche, Utta Wawrzinek und Erich Rothacker
• „Pioniere der Heimatforschung im Kreise Merzig“ von Wilhelm Laubenthal, in: Saarheimat 27 (9/1983), S. 180-183
• „Die Einwohner von Mondorf und Silwingen vor 1911“ von Hans Peter Klauck
• Sechstes Jahrbuch 1959: Nachruf Anton Jacob
• Kreisheimatarchiv Merzig
• Bürgerarchiv Merzig
• Hermann Schmitz, Mondorf