Verein für Heimatkunde Merzig e.V.
  

Der Merziger Propsteifriedhof

Durch seine 2018 erschienene Monographie ist es Arthur Fontaine, der sich um die geschichtswissenschaftliche Erschließung des Friedhofs an der Propsteistraße verdient gemacht hat.

Hintergrund einer jeden Neuanlage eines Friedhofs im 19. Jahrhundert war, einfach gesagt, der bestehende Platzmangel oder andere unschöne Verhältnisse innerorts. So lag auch der alte Kirchhof auf dem späteren Dienstagsmarktplatz und heutigen Kirchplatz im Bereich der ehemaligen Kirche St. Walburgis in sehr beengten, wohl auch „unordentlichen“ Verhältnissen dar. Konkret für Merzig waren es aber der Landrat und letztlich die Bezirksregierung in Trier, die den Merziger Stadtvätern den nötigen Druck gemacht haben. Denn: Seitens der Stadt wurde die heute auch bekannte Ausrede: „Es ist kein Geld da.“ vorgeschoben.


Das Grab von Heinrich Michels ist heute noch vorhanden – er war der Pfarrer (1823 – 1855), der den neuen, modernen, im Allee-Quertier-Stil (rechteckig, Wegeachsen, 90m x 45m) erdachten Friedhof am 11. August 1839 einweihte. Bereits im Vorjahr wurde das Friedhofskreuz errichtet und der zweite Versuch einer Friedhofs-Mauer wurde schließlich abgenommen – die erste Mauer wurde falsch gebaut. Nebenbei: Ein Parkfriedhof (heute in den USA verbreitet) oder ein Waldfriedhof an dieser

Stelle wäre theoretisch auch möglich gewesen, aber: kein Geld.

Wichtig zu sagen ist noch, dass es sich bei dieser Begräbnisstätte um einen gemeinschaftlich-christlichen Friedhof handelte – Evangelische waren willkommen. Vorerst. Denn: 1868 wurde der Friedhof nach den Konfessionen getrennt und dahingehend auch erstmalig erweitert. Dieser Umstand wurde auch erst 1970 wieder aufgehoben. Heute sind das zweite Tor zu diesem einst evangelischen Bereich und die abgrenzende Mauer der einstigen Erweiterungsfläche noch als historische Bauten zu erkennen. 


Besonders sehenswert sind die folgenden Sonderbereiche auf dem Propstei-Friedhof:

  •  Die Schwesterngräber (Borromäerinnen)
  • Die Kriegsgräberstätte
  • Die Denkmäler für die Merziger Kriegstoten der beiden Weltkrieg
  • Das Areal der Priestergräber
Noch zu erwähnen sind die noch vorhandenen Skulpturen und Grabmäler aus Terrakotta, die in besonderem Maße eine hohe Zierde für den Friedhof sind.

2023 erschien durch den Verein für Heimatkunde in Merzig ein weiteres Buch über den Propstei-Friedhof. Darin werden in besonderem Maße die Symbole auf den Gräbern erläutert und im Rahmen von statistischen Aufstellungen wird der Zeitraum der bevorzugten Nutzung der Symbole sichtbar gemacht.


In jüngster Vergangenheit wurde Klagen besorgter Friedhofsbesucher nachgegangen, die das Fehlen von saubereren und barrierefreien Wegen zu manchen, nicht allen, Gräbern bemängelten. Mit Verweis auf eine historisch gewachsene Tatsache in der Wegeführung und dem eingangs schon einmal erwähnten Umstand „kein Geld da“ wurde die Initiative der Bürger abgetan.


Der Verein für Heimatkunde in Merzig bietet Führungen über den Propstei-Friedhof an. Gerne wird auch außerhalb dieser Termine eine Führung für Einzelpersonen und interessierte Kleingruppen angeboten. Bei dieser Begehung werden Lebensläufe hier beerdigter Merziger vorgestellt, die Erweiterungsphasen des Friedhofs aufgezeigt und besondere Symbole und Sonderbereiche erläutert.

 


Text + Fotos: Stefan Haas